Fundamentalanalyse: Wie erstelle ich eine?

Wie erstelle ich eine Fundamentalanalyse?

In diesem Beitrag wirst Du lernen, was der Unterschied zwischen Chartanalyse und Fundamentalanalyse ist. Du wirst einen Überblick über geeignete Kennzahlen für die Fundamentalanalyse gewinnen und nicht zuletzt werden wir gemeinsam Schritt für Schritt eine Fundamentalanalyse durchführen.

Als ich angefangen habe mich mit Aktien zu beschäftigen, stellte ich mir schnell die Frage: zu welchem Preis sollte ich eine Aktie kaufen?
Um eine Antwort auf diese Frage zu finden gibt es im Wesentlichen zwei sehr unterschiedliche Analysearten: die Chartanalyse und die Fundamentalanalyse.

Los lass uns beginnen!

Inhalt

Was ist eine Fundamentalanalyse

Wie bereits erwähnt ist die Fundamentalanalyse eine Möglichkeit, um den Wert eines Unternehmens zu bestimmen. Warren Buffett spricht in diesem Zusammenhang vom inneren Wert (Intrinsic Value) des Unternehmens.

Wenn Du den Wert des Unternehmens bestimmt hast, kannst Du davon den Wert einer Aktie ableiten.

Abschließend vergleichst Du den Wert der Aktie mit dem Preis der Aktie. Solange der Preis deutlich über dem von Dir errechneten Wert liegt, ist die Aktie unterbewertet und vielleicht eine gute Kaufgelegenheit.

Zusammengefasst: Mit einer Fundamentalanalyse bestimmst Du den Wert eines Unternehmens und kannst somit entscheiden, ob es sich lohnt eine Aktie zu kaufen oder nicht.

Worin unterscheidet sich die Fundamentalanalyse und die Chartanalyse

Zunächst einmal haben beide Methoden dasselbe Ziel. Denn beide Methoden sollen eine Antwort auf die Frage geben, ob sich der Aktienkauf zum aktuellen Preis lohnt.

Der große Unterschied ist die Herangehensweise. Die Chartanalyse konzentriert sich auf Handelsdaten wie den Aktienkurs oder das Handelsvolumen. Aus diesen soll ein Muster oder ein Trend abgeleitet werden, der Aufschluss darüber gibt, ob der Kurs in nächster Zeit steigt oder fällt.

Wohingegen die Fundamentalanalyse sich auf die Fundamentaldaten des Unternehmens fokussiert, also den Gewinn, den Umsatz oder die Marge. Ausgangspunkt ist also das operative Geschäft des Unternehmens.

In folgender Tabelle findest Du die wichtigsten Unterschiede zusammengefasst:

Fundamentalanalyse Chartanalyse
Grundlage
Fundamentaldaten (Gewinn, Umsatz, Marge, etc.)
Handelsdaten (Aktienkurs, Handelsvolumen, Muster, etc.)
Zeithorizont
langfristig
kurzfristig
Fokus
auf Unternehmen
auf Psychologie der Käufer/Verkäufer

Welche Kennzahlen sind für die Fundamentalanalyse geeignet?

Kurz gesagt: es gibt nicht die richtigen Kennzahlen. Das liegt allein schon daran, dass nicht alle Unternehmen gleich sind. Schließlich hat jede Branche ihre Eigenheiten.

Allerdings lassen sich vier Kategorien von relevanten Kennzahlen bilden:

  • Liquidität
  • Verschuldung
  • Profitabilität
  • Wachstum

Am Ende Deiner Fundamentalanalyse solltest Du zu jedem dieser vier Bereiche geeignete Kennzahlen ausgewählt haben, die Dir eine gute Einschätzung für das Unternehmen ermöglichen.

Lass uns zunächst bekannte Kennzahlen in die vier Bereiche einteilen.

Eine der bekanntesten Kennzahlen ist wohl die Eigenkapitalrendite (Return on Equity – ROE). Sie soll ausdrücken wieviel Gewinn mit dem eingesetzten Eigenkapital erwirtschaftet wurde und damit wie profitabel das Unternehmen gewirtschaftet hat. Deshalb zählt die Eigenkapitalrendite zur dritten Kategorie: „Profitabilität“.

Ferner eine sehr bekannte Kennzahl ist das „Kurs-Gewinn-Verhältnis“ oder kurz KGV. Es drückt aus, wieviel Euros für einen Euro Gewinn bezahlt werden müssen und versucht damit eine Art „Preis-Leistung“ zum Ausdruck zu bringen. Deshalb ist das KGV nicht eindeutig einer der vier Kategorien zuzuordnen.

Der Scharm des KGVs ist es, alles in einer Kennzahl auszudrücken. Gleichzeitig ist das auch die Gefahr. Alleinstehend betrachtet hat das KGV kaum eine Aussagekraft. Denn der Ertrag ist eine historische Größe, wohingegen der Preis sich täglich ändert. Außerdem ist es wichtig zu hinterfragen, ob der Gewinn der Vergangenheit auch in Zukunft erwirtschaftet werden kann.

Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl weiterer Kennzahlen, die kombiniert werden können, um einen ganzheitlichen Eindruck des Unternehmens zu gewinnen.

Folgende Kennzahlen halte ich für die Fundamentalanalyse gut geeignet:

Liquiditätskennzahlen

Working Capital Ratio

(Kurzfristige Vermögenswerte / kurzfristige Verbindlichkeiten)

Das Working Capital Ratio gibt das Verhältnis zwischen kurzfristigen Vermögenswerten und kurzfristigen Verbindlichkeiten wieder. Das heißt es ist ein Zeichen für die Liquidität des Unternehmens. Vielmehr gibt es an, wie gut sich kurzfristige Verbindlichkeiten aus dem laufenden Geschäft heraus begleichen lassen.
Liegt das Working Capital Ratio über 1, so ist das Unternehmen auch dann liquide, wenn fertige Produkte nicht sofort verkauft werden können.

Ist umgekehrt das Working Capital Ratio sehr hoch, muss es durch langfristige Kredite finanziert werden und schmälert durch die Zinsen den Ertrag.
Es gilt also ein Mittelmaß zu finden. Ein Wert zwischen 1,2 und 2 gilt als gut.

Kennzahlen zur Verschuldung

Langfristige Verschuldungsquote

(langfristige Verbindlichkeiten / Eigenkapital)

Diese Kennzahl bringt zum Ausdruck, wieviel Schulden das Unternehmen pro Eigenkapital angesammelt hat.
Je geringer die Quote, desto besser. Eine Quote von weniger als 35% ist sehr gut.

Welche Quote akzeptabel ist hängt stark von der Branche ab. Beispielsweise sind in der Finanzbranche die Quoten  immer höher. Außerdem spielt die Fälligkeit der Verbindlichkeiten eine wichtige Rolle.

Sind die langfristigen Verbindlichkeiten erst weit in der Zukunft fällig, kann die Quote ruhig etwas höher sein.
Ein weiterer Aspekt ist die Zinsbelastung.

Profitabilitätskennzahlen

Gross Profit Margin

([Umsatz – Herstellungskosten] / Umsatz)

Die Bruttomarge kann als erster Indikator für die Profitabilität eines Unternehmens verwendet werden.

Denn sie eignet sich besonders gut, um die Profitabilität von zwei Unternehmen derselben Branche zu vergleichen. Eine Gross Profit Margin von über 40% gilt als gut.

Da sich aber die Gross Profit Margin je Branche stark unterscheiden kann, lohnt sich der Vergleich mit Konkurrenten.
Deshalb ist die Konstanz der Gross Profit Margin relevant. Wichtiger als die Höhe der Gross Profit Margin ist, eine geringe Schwankung über die Zeit. Das spricht für ein konstantes Geschäftsmodell.

Operating Margin

(Operativer Ertrag / Umsatz)

Die operative Marge gibt einen entscheidenden Hinweis auf die Profitabilität des Geschäftsmodells eines Unternehmens.

Auch hier gilt Konstanz ist wichtiger als absoluter Prozentsatz. Natürlich darf die operative Marge leicht steigen. Nur: starke Schwankungen von einem Jahr zum nächsten, lassen vermuten, dass das Geschäftsmodell nicht stabil ist.
Als Größenorientierung ist eine operative Marge von mehr als 10% gut.

CAGR BVG

(durchschnittliches Buchwertwachstum pro Jahr)

Das durchschnittliche Buchwertwachstum pro Jahr ist keine typische Kennzahl. Trotzdem lässt es einen Rückschluss auf die Profitabilität eines Unternehmens über einen längeren Zeitraum zu.

Die Überlegung hinter dem CAGR BVG ist die Frage: wie gut gelingt es dem Unternehmen Eigenkapital aufzubauen?
Denn der Gewinn des Unternehmens kann reinvestieren werden oder Verbindlichkeiten können zurückbezahlt werden. Beides wirkt sich langfristig positiv auf das Eigenkapital aus.

Dabei spiegelt sich im CAGR BVG wider, wie gut dies einem Unternehmen gelingt und ist damit ein weiterer Indikator für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.

Die Berechnung des jährlichen Wachstums ist etwas aufwendiger. Mit diesem Rechner kannst Du es leicht selbst berechnen. Um die jährliche Wachstumsrate beispielsweise für einen Zeitraum von 5 Jahren zu berechnen, benötigt man den Buchwert heute (Endwert), den Buchwert vor 5 Jahren (Anfangswert) und die Zeitspanne von 5 Jahren.

Ein durchschnittliches Buchwertwachstum zwischen 7% – 12% ist gut.

Wachstumskennzahlen

Umsatzwachstum

In der letzten Kategorie „Wachstumskennzahlen“ sind zwei Kennzahlen im Verlauf über einen Zeitraum von 5 oder 10 Jahren relevant.

Die erste Kennzahl ist das Umsatzwachstum. Zum einen das jährliche Wachstum des Umsatzes pro Aktie und zum anderen das Umsatzwachstum über einen gewissen Zeitraum.

Ein jährliches Umsatzwachstum pro Aktie von 3% oder mehr über 5-10 Jahre gilt als solide.

Operating Income

Die zweite Kennzahl ist das EBIT-Wachstum – das Wachstum des operativen Ertrags.
Genau wie beim Umsatzwachstum sind auch hier die beiden Aspekte „jährliches Wachstum“ und „Konstanz über 5-10 Jahre“ wichtig.

Kennzahlen im Verlauf

Beim Analysieren von Kennzahlen ist es wichtig, dass Du die Kennzahlen über einen Zeitraum betrachtest und nicht zu einem Zeitpunkt.

Dies lässt Dich schnell erkennen, ob das Unternehmen momentan sehr gute Kennzahlen vorweist oder ob das Unternehmen in der Lage ist, langfristig erfolgreich zu sein.

Lass uns zum Schluss Schritt für Schritt eine Fundamentalanalyse erstellen.

Wie kann ich eine Fundamentalanalyse Schritt für Schritt erstellen?

Wie gehen wir vor? - 5 einfache Schritte
Daten beschaffen

Bevor Du in die Analyse der Kennzahlen einsteigst, benötigst Du die notwendigen Daten der Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, sowie der Kapitalflussrechnung. Die Daten kannst Du bei unterschiedlichen Portalen wie „Morningstar.com“ oder „finanzen.net“ abrufen. Allerdings sind dort meist nur beschränkte Daten für beispielsweise 5 Jahre vorhanden. Alternativ kannst Du natürlich auf der Investorenseite des jeweiligen Unternehmens die Geschäftsberichte einzeln herunterladen.

Wenn Du Dir die Zeit und Fleißarbeit sparen möchtest, kannst Du einfach hier nach Deinem gewünschten Unternehmen suchen:

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Kennzahlen auswählen

Nachdem Du die Geschäftszahlen beschafft hast, kannst Du Dir Gedanken machen welche Kennzahlen Du zu welchem der vier Bereiche verwenden möchtest. Ich berechne mehr als 35 Kennzahlen, um so ein möglichst gutes Bild von jedem der vier Bereiche zu gewinnen. Nicht jede der Kennzahlen ist für die Fundamentalanalyse gleich wichtig und manche der Kennzahlen sind nur für bestimmte Branchen relevant.

Deshalb kannst Du im ersten Schritt mit einem Minimalset beginnen.

  • Liquiditätskennzahlen
    • Working Capital Ratio
  • Verschuldung
    • Langfristige Verschuldungsquote
    • Interest Coverage
  • Profitabilitätskennzahlen
    • Gross Profit Margin
    • Operating Margin
    • CAGR BVG
  • Wachstumskennzahlen
    • Umsatzwachstum
    • EBIT-Wachstum

Wenn Du diese 8 Kennzahlen über die letzten 5-10 Jahre berechnet hast, kannst Du ein gutes Gefühl für die Qualität des Unternehmens entwickeln. Deshalb berechnen wir im nächsten Schritt die einzelnen Kennzahlen.

Kennzahlen berechnen

Damit Du einfach und schnell die Kennzahlen berechnen kannst, verwendest Du am besten Excel oder LibreOffice. Dort kannst Du die in Schritt 1 heruntergeladene CSV-Datei importieren oder die Daten aus anderen Quellen hineinkopieren. Für die gezeigten Beispiele wurde dieses Beispiel-CSV verwendet.

Auf einem neuen Tabellenblatt kannst Du dann die erste Kennzahl anlegen. Ich empfehle Dir eine Tabelle zur Berechnung der Kennzahl anzulegen und daraus dann im nächsten Schritt eine Grafik zu erstellen.

Beginnen wir mit der Tabelle für das Working Capital Ratio:

Als erstes tragen wir den Zeitraum ab, für den uns Daten vorliegen. Im Beispiel sind das die Jahre 2011 bis 2021.

Dann folgen die Werte für „Total current assets“ und „Total current liabilities“.

Zum Schluss folgt die Berechnung für das „Working Capital Ratio“ indem Du „Total current assets“ durch „Total current liabilities“ teilst.

In der Bildergalerie kannst Du die einzelnen Schritte nochmal nachvollziehen:

Dieses Vorgehen kannst Du nun für alle Kennzahlen wiederholen:

Nachdem wir nun die gewünschten Kennzahlen berechnet haben, stellt sich natürlich die Frage, welche Schlüsse können wir daraus ziehen. Dazu werten wir die Kennzahlen im nächsten Schritt aus.

Kennzahlen auswerten

Sind alle Kennzahlen für einen Zeitraum von 10 Jahren berechnet, stellt sich natürlich die Frage welche Schlüsse man aus ihnen ableiten kann.

Working Capital Ratio

Zuvor hatten wir bereits festgestellt, dass ein Working Capital Ratio (WCR) zwischen 1,2 und 2,0 gut ist. Seit 2011 ist das WCR von etwa 1,2 deutlich gesunken. Aktuell liegt es nur bei 0,9. Als Fazit lässt sich festhalten: Der Abwärtstrend ist nicht gut und auch der absolute Wert von 0,9 ist unter der gewünschten Schwelle. Die Liquidität sollte beobachtet werden.

Langfristige Verschuldungsquote

Die aktuelle Verschuldungsquote liegt mit 76% deutlich über der gewünschten Schwelle von 35%. Allerdings nimmt die Verschuldung seit 2016 ab. Um besser einschätzen zu können, wie stark die Verschuldung das Unternehmen belastet, sollten wir einen Blick auf die Zinsbelastung werfen.

Interest Coverage

Die Zinsdeckung liegt über den gesamten Zeitraum über der gewünschten Schwelle von 5. Das bedeutet, dass das Unternehmen keine Schwierigkeiten hat, die Zinsen zu begleichen. Damit ist auch die höhere Verschuldungsquote unproblematisch. Um weitere Risiken durch die Verschuldung auszuschließen könnten wir jetzt noch prüfen, wann die Schulden fällig werden bzw. ob in den nächsten Jahren höhere Zinszahlung auf das Unternehmen zukommen.

Gross Profit Margin

Die Bruttomarge liegt konstant über der Mindestschwelle von 40%. Auffallend ist der Sprung von knapp 65% auf unter 60%. Solchen starken Veränderungen sollten wir auf jeden Fall auf den Grund gehen. Was ist passiert, dass von einem Jahr auf das andere die Bruttomarge so stark schwankt?

Außerdem wäre interessant, wie sich diese Schwankungen auf die EBIT-Marge auswirken. Es läge nahe, dass diese ebenfalls um ein deutliches Stück zurückgegangen ist.

Operating Margin

Anders als vermutet ist die operative Marge sprunghaft angestiegen. Bis 2016 lag sie etwa bei 16%-17%. In 2017 ist sie auf über 25% gestiegen und hat sich auf diesem Niveau stabilisiert. Beides deutlich über der 10%-Schwelle und damit sehr positiv. Allerdings sollte ein solch starker Anstieg auf jeden Fall genauer untersucht werden. Die erste Anlaufstelle wäre der Geschäftsbericht von 2017.

Buchwertwachstum

Das Buchwertwachstum bringt zum Ausdruck, wie effizient das Unternehmen seine reinvestierten Gewinne nutzt. Außerdem verbindet es verschiedene andere Kennzahlen miteinander.

Damit lässt sich das Buchwertwachstum nie allein betrachten. Denn das Buchwertwachstum kann beispielsweise auch deshalb gering sein, weil Schulden getilgt wurden. Wenn dadurch die Verschuldung auf ein gesundes Niveau sinkt, kann das vorteilhafter sein, als weiter zu expandieren.

Alternativ sollte ein steigender Buchwert auch die langfristigen Vermögenswerte eines Unternehmens steigern, mit der das Unternehmen zukünftig mehr Erträge erwirtschaftet.

Geringes Buchwertwachstum könnte auch die Folge von hohen Dividendenausschüttungen sein.

Im Beispielfall ist der Buchwert stetig gestiegen. Gleichzeitig sind die langfristigen Vermögenswerte und der operative Ertrag (EBIT) gestiegen. Insgesamt betrachtet scheint das Buchwertwachstum solide. Generell gilt ein Wert zwischen 7% und 12% als gut.

Umsatzwachstum

Der Umsatz steigt über den gesamten Zeitraum an und wächst im Durchschnitt mit knapp 5% pro Jahr. Das allein betrachtet, deutet auf ein solides Wachstum hin.

Betrachtet man jedoch den Umsatz pro Aktie, so fällt auf, dass der Umsatz pro Aktie zum einen stärker schwankt und zum anderen sich kaum von der Stelle bewegt. Ursache dafür sind die zusätzlich ausgegebenen Aktien. Das Unternehmen hat heute 50% mehr Aktien im Umlauf als noch vor 10 Jahren. Hier wäre eine Recherche angebracht, warum das Unternehmen regelmäßig so viele Aktien ausgibt und ob dies negative Auswirkungen auf die bisherigen Aktionäre hat.

Anhand der aufgeführten Kennzahlen kannst Du für jeden der vier Bereiche „Verschuldung“, „Liquidität“, „Profitabilität“ und „Wachstum“ eine Einschätzung abgeben.

Für einen schnellen Überblick der Stärken und Schwächen eines Unternehmens verwende ich folgende Grafik:

Beispiel eines Company Checks

Der sogenannte „Company Check“ zeigt die vier relevanten Kategorien.

Je größer die blaue Fläche ist, desto besser ist das Unternehmen aufgestellt. Am wichtigsten dabei ist jedoch, dass alle Bereiche gut ausgeprägt sind. Es sollte also nicht ein Bereich, beispielsweise die Verschuldung sehr gut sein, dafür aber die Profitabilität im schlechten, dunkelgrauen Bereich sein.

Wenn Du auch den Company Check als schnellen Indikator für die Qualität eines Unternehmens verwenden möchtest, kannst Du hier in der Liste das gewünschte Unternehmen suchen:

Company Check finden

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AUSWÄHLEN

Zusammengefasst haben wir einen Eindruck von der Qualität des Unternehmens gewonnen.

Aber wieviel ist das Unternehmen jetzt wirklich wert? – Um die Antwort direkt vorwegzunehmen: es gibt nicht den einen wirklichen Wert, der sich auf den Cent genau berechnen lässt.

Vielmehr ist es so, dass es unterschiedliche Herangehensweisen gibt, um zu eine möglichen „Wertspanne“ zu gelangen. Alle Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Eine Methode davon ist die sogenannte „Multiple-Bewertung“. Bei der Multiple-Bewertung wird beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) verwendet, um den Wert des Unternehmens zu bestimmen. Dazu wird der aktuelle Kurs durch den Gewinn pro Aktie geteilt.

Beispielsweise liegt der Kurs von Tesla aktuell bei etwa 922 USD und der Gewinn bei 6,78 USD. Das ergibt ein KGV von knapp 136. Um eine Aussagekraft ableiten zu können benötigt man eine Referenzgröße. Zum Beispiel könnte dies das historische KGV von Tesla sein oder das durchschnittliche KGV der letzten Jahre. Damit Tesla mit anderen Automobilherstellern verglichen werden kann, könnte man auch Teslas KGV mit dem seiner Konkurrenten vergleich und daraus eine Annahme ableiten was ein „angemessenes“ KGV für Tesla ist.

Eine weitere Methode ist die „Discounted Cashflow Methode“. Hierbei soll der zukünftige Cashflow eines Unternehmens auf den heutigen Tag diskontiert werden.

Ich verwende für meine Bewertungen die „Moat-Analyse“ von Bruce Greenwald auf die ich in einem weiteren Artikel näher eingehen werde.

Fazit zur Fundamentalanalyse ziehen

Um eine Fundamentalanalyse durchzuführen, können unterschiedliche Kennzahlen herangezogen werden. Wichtig bei der Auswahl der Kennzahlen ist die vier grundlegenden Bereiche „Verschuldung“, „Liquidität“, „Profitabilität“ und „Wachstum“ abzudecken. Anhand der Kennzahlen solltest Du für jeden der vier Bereiche am Ende eine Einschätzung abgeben können.

Mit der Fundamentalanalyse hast Du den ersten wichtigen Schritt einer Unternehmensbewertung abgeschlossen. Er gibt dir Auskunft über die Qualität des Unternehmens.

Hast Du ein gutes Unternehmen gefunden, ist der nächste Schritt, den Wert des Unternehmens zu bestimmen. Es gibt nicht das eine Verfahren, um den Unternehmenswert zu bestimmen. Alle Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Entscheide Dich, welches Verfahren Dir sinnvoll erscheint.

Abschließend kannst Du den berechneten Wert mit dem aktuellen Kurs an der Börse vergleichen und entscheiden, ob sich eine Investition für Dich lohnt oder nicht.

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